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Gesundheit - Islam - Migration

 

Seit jeher nimmt die Gesundheit, gleich welcher Kultur und Epoche, einen bedeutenden Stellenwert ein. Bereits seit der Antike war man um Verfahren und Techniken bemüht, die das menschliche Wohlbefinden erhalten bzw. wiederherstellen. Noch heute sind zahlreiche dieser Heilmethoden bekannt, viele erlebten in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance und erfreuen sich seitdem wachsender Beliebtheit.

 

Der Gesundheitsaspekt ist auch im Islam von außerordentlicher Relevanz. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass es sich beim Islam um ein alle Bereiche des Lebens umfassendes Konzept handelt. So regelt dieses „Ganzheitskonzept“ nicht nur jegliche spirituellen Aspekte, sondern auch alle Belange des irdischen Lebens. Man stößt im Koran und auch in der Sunna nicht nur auf ein Regelwerk, welches etwa das Erb- und Strafrecht klärt, sondern auch auf Vorschriften und Ratschläge, die sich auf das körperliche Wohlbefinden beziehen. Bereits in den „5 Säulen“, den Grundpflichten, findet sich das Fasten zu Ramadan wieder. Auch die rituelle Waschung vor dem Gebet kann neben der spirituellen Reinigung ebenso als Hygienemaßnahme gewertet werden. Weit bekannt sind heute darüber hinaus die besonderen Speisevorschriften, allen voran das Verbot des Verzehrs von Schweinefleisch und dessen Nebenprodukten (z.B. Gelatine, die u.a. in Fruchtgummis verarbeitet ist). Die Lebensmittelindustrie hat sich auf den Bedarf nach entsprechend traditionell hergestellten Erzeugnissen eingerichtet, welche als „ḥalāl“ (arab. erlaubt, zulässig, legitim) bezeichnet werden. So garantieren heute mit speziellem Gütesiegel ausgezeichnete Produkte die Reinheit und die nach den islamischen Regeln sachgemäße Herstellung der Lebensmittel.

 

Wie alle abrahamitischen Religionen glauben auch die Muslime an Gott als den Schöpfer und an ein von ihm vorgegebenes Schicksal. Allerdings verfügt der Mensch im Islam überdies über eine eigene Willens- und Handlungsfreiheit innerhalb des Rahmens seiner Bestimmung. Da die Gesundheit als eine Gabe Gottes erachtet wird, hat der Mensch folglich für deren Erhalt bzw. Wiederherstellung ebenfalls Sorge zu tragen. Dabei wird das Wohlbefinden nicht nur als körperliche Unversehrtheit definiert, sondern ebenso auch als geistige. So äußert sich auch der Koran zu seelischen Erkrankungen, die u.a. Dämonen (arab. ǧinn) zugeschrieben werden. Diese Einheit von Körper und Geist ist schon daher notwendig, da diese die Grundvoraussetzung ist, um den Glauben praktizieren und den Pflichten nachkommen zu können.

 

Folglich ist die seelische und körperliche Heilung und somit die Medizin von hoher Bedeutung. Bereits in der Frühzeit des Islams bemühten sich Gelehrte (einer der bekanntesten ist wohl ibn Sīnā, auch unter seinem lateinisierten Namen Avincenna), ihre Kenntnisse und Fähigkeiten der Heilkunst zu erweitern und zu verbessern. Dabei griff man auch auf das Wissen anderer Kulturkreise, wie etwa dem griechischen, zurück, welches adaptiert und diversifiziert wurde. Auch dies widerspricht nicht der Glaubensgrundlage: Gott als Schöpfer hat nicht nur die Krankheit, sondern auch das entsprechende Heilverfahren hervorgebracht.

 

Auch in Bezug auf die moderne Medizin ist der Islam entgegenkommend, wenn es sich um neue und auch „westliche“ Errungenschaften handelt. So ist man bemüht, diese nach islamischem Recht durch entsprechende islamische Rechtsgutachten (arab. Sing. fatwā) zu legitimieren (z.B. die Organspende). Die Seele des Menschen stellt ebenso im Fokus der modernen Medizin. Aufgrund der hohen Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland haben sich so beispielsweise psychiatrische Einrichtungen speziell auf die Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe eingestellt.

 

Im Fokus der deutschen Öffentlichkeit gerät auch immer wieder die muslimische Frau als Sinnbild der Andersartigkeit des Islam und dessen traditioneller Behaftung, welche durch das Kopftuch seinen Ausdruck findet. Zwangsläufig stellt sind jedoch die Frage, ob diese Ungleichheit tatsächlich auch Realität ist. Im Hinblick auf die Tradition geraten auch Praktiken wie die Jungenbeschneidung ins Kreuzfeuer der Kritik und werden unter Heranziehung von Werten wie der Unversehrtheit des Körpers und Selbstbestimmung analysiert und diskutiert.  

 

Trotz des hohen Stellenwerts von Gesundheit und Medizin wird Euthanasie ebenso wie Selbstmord strikt abgelehnt – auch als Erlösung von Leiden. Als Reaktion auf den Vorstoß von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Legalisierung der privaten, aktiven Sterbehilfe im Jahr 2012 hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland am 26.03.2013 eine entsprechende Erklärung als Reaktion darauf herausgegeben und die Ablehnung der aktiven Sterbehilfe nochmals betont.

 

Koordination des Dossiers: Mandy Götting (mit der Unterstützung von Clémence Delmas).

 

Weiterführende Links zum Thema:

Tagungsdokumentation des Ethikrats

Dossier Migration und Gesundheit auf migration-boell.de

 

 


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